Freie Demokraten Puchheim
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Stadtrat Martin Koch zu den Beratungen im Ferienausschuss über den Einsatz von Luftreinigern an Schulen und KITAs

„Die Diskussionen über den Einsatz von mobilen Luftfiltern oder fest verbauten Raumlufttechnischen Anlagen in Schulen und Kitas hat in den vergangenen Wochen eine Dynamik erreicht, die in vielen Städten und Gemeinde, wie auch im Landkreis zu einem Umdenken geführt hat. Sowohl über alle Parteien hinweg, wie auch von zahlreichen Elternvertretern wird der Einsatz technischer Unterstützung als ein Mittel zur Pandemiebekämpfung und insbesondere zur Gewährleistung offener Schulen und Kitas in der sich abzeichnenden 4. Coronawelle angesehen.

Auch wenn steigende Impfzahlen zu deutlich weniger schweren Krankheitsfällen führen werden, sind insbesondere unsere Kinder – unter 12 Jahren gibt es noch keinerlei Impfmöglichkeiten – weiterhin deutlich gefährdeter. Dies ist auch vor dem Hintergrund, dass es noch keine verlässlichen Erfahrungen mit den sogenannten Long-Covid-Fällen gibt, zu sehen. Daher sind alle Anstrengungen zu unternehmen, unsere Schulen und Kitas sicherer zu machen.

Nach zweimaliger Initiative im Stadtrat – im letzten Herbst auf Antrag der FDP und im Frühjahr im Sozialausschuss auf Initiative des Bürgermeisters – wird nun ein weiteres Mal diese Thematik auf der Tagesordnung des Stadtrats stehen. Das dafür die Debatte im Ferienausschuss genutzt wird, liegt keinesfalls an der Dringlichkeit, die letzte reguläre Sitzung im Juli wäre zeitlich ohne Probleme zu erreichen gewesen. Ich sehe das eher als Indiz dafür, dass das Thema zwar gefordert wird, jedoch keine besondere Bedeutung erhalten soll. Außerdem werde ich als ursprünglicher Initiator dem Ferienausschuss als einziger Vertreter der FDP nicht angehören.

Die bisherige ablehnende Haltung des Puchheimer Stadtrats basierte stets auf den bereits weithin bekannten Argumenten. So sei Luftreinigung kein Ersatz für ausreichende Frischluftzufuhr. Völlig richtig, nur geht es nicht um Frischluft, sondern um das Herausfiltern von Viren und anderen Fremdstoffen aus der Luft. Lüften war und ist die einzige Möglichkeit, den Sauerstoffgehalt in der Luft aufrecht zu erhalten. Auch die vermeintliche Sicherheit, in der wir gewogen werden, sollte Luftreinigung zum Einsatz kommen, ist nach der Sensibilisierung der letzten 18 Monate nicht zu erwarten. Geräuschbelästigungen in den Klassenzimmern wird es durch die Luftreiniger geben. Ob diese jedoch in der allgemeinen Geräuschkulisse, welche durch die Schüler, intensives Arbeiten, geöffnete Fenster, etc. entsteht, wahrnehmbar sind, bleibt fraglich. Zu guter Letzt werden auch durch geöffnete Fenster die Aerosole, ähnlich wie bei einem Luftreiniger, angezogen und damit an einigen Schülern vorbei „abtransportiert“, weshalb ich hier keinen wesentlichen Unterschied zwischen Luftfiltern und geöffneten Fenstern erkennen kann. Letztlich geht es um eine Abwägung, die nun jedoch unter sehr hohem Druck der Öffentlichkeit gefällt werden muss. Dabei darf nicht aus den Augen verloren werden, dass auch der Einsatz von Luftreinigern bei einer erneuten extremen Zuspitzung der Pandemielage kein Garant für weiterhin geöffnete Schulen und Kitas sein wird. Ihr flächendeckender Einsatz wird jedoch die politische Entscheidung, auf einen weiteren Lockdown des Bildungssystems zu verzichten, erleichtern. Auch darf dieser öffentliche Druck nicht dazu verleiten, Entscheidungen zu treffen, die eher dazu dienen, diesem Druck zu begegnen und weniger geeignet erscheinen, das Problem zu lösen. Schließlich ist es eine politische Entscheidung, die jetzt zu treffen ist und eine Auswirkung entfalten wird, die wir zu einem späteren Zeitpunkt vielleicht bereits als überzogen oder sogar überflüssig bewerten werden. Im Nachhinein ist man immer schlauer, Politik trifft aber jetzt Entscheidungen für das Nachhinein.“

Martin Koch, Stadtrat


12. August 2021

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