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Leserbrief zu „Wie hoch dürfen Hochhäuser sein?“ aus FFB Tagblatt – 03.05.2021

Seit Anfang des Jahrhunderts haben sich die Immobilienpreise im Großraum München mehr als verdoppelt. Gleichzeitig verzeichnen die Mieten einen Anstieg, der in manchen Teilen unserer Republik verfassungsrechtlich fragwürdige Ideen aufkommen lässt und sogar Visionen von Massenenteignungen hervorruft. Der Wohnungsmarkt ist schon seit mehreren Jahrzehnten durch zu geringes Angebot bei gleichzeitig steigende Nachfrage gekennzeichnet. Zu wenig neue Flächen und eine überbordender Baubürokratie verschlechtern die Angebotslage nochmals zunehmend. Dem Wohnungsmarkt unter diesen Voraussetzungen Marktversagen vor zu werfen, zeugt von wenig volkswirtschaftlichem Verständnis.

Die im letzten Stadtentwicklungsausschuss in Puchheim geführte Diskussion ob nun die Mehrfamilienhäuser in der Gröbenzeller Straße um ein Stockwerk erhöht werden dürfen oder nicht, ist erst der Anfang der Diskussionen, die wir in den nächsten Jahren führen werden müssen. Immer stärker wird es um die Frage gehen: Höhe oder Fläche. Die Schaffung von Wohnraum für alle Bevölkerungsgruppen und damit auch in allen Preislagen, ist eine der großen Herausforderungen der Zukunft, nicht nur hier in Puchheim. Wenn man dagegen nun das Ziel eines gebremsten Flächenverbrauchs stellt, dann bleibt man unweigerlich bei der Frage nach dem Bauen in die Höhe hängen. Irgendeinen Tod muss man sterben müssen, es sei denn man hängt dem Traum nach, das Wachstum der Bevölkerung in der Metropolregion München, welches bis 2030 bei circa 200.000 bis 300.000 Menschen prognostiziert wird, könne von Puchheim fern gehalten werden. 

Zunehmender Flächenverbrauch, die Versiegelung des Bodens, das Ersetzen von Natur durch Asphalt und Beton ist unter Klima-, Umwelt- und Artenschutzgesichtspunkten auf ein Mindestmaß zu beschränken ist. Das Bauen in die Höhe verbraucht keine Fläche, versiegelt keinen einzigen Quadratmeter, ermöglicht dennoch begrünte Dachflächen oder die Nutzung von Photovoltaik und verteilt den ohnehin sehr teuren Grundstücksanteil auf zunehmend mehr Wohnfläche. Zugegeben, höhere Häuser verändern das Stadtbild und können je nach Sichtweise subjektiv Einfluss auf die Wohnqualität haben. Eine Abwägung ist vorzunehmen. Dabei ist eine zu starke Berücksichtigung des Status Quo genauso abzulehnen wie eine eine eher rücksichtslose Umsetzung einer Nachverdichtung „in die Höhe“. Die Wohnqualität der jetzigen Nachbarschaft und das Bild unserer Stadt, wie es sich heute darstellt, ist sicherlich insgesamt schützenswert, genauso zu schützen ist aber auch der Wunsch zukünftiger Bewohner, auf bezahlbaren und ausreichenden Wohnraum zurückgreifen zu können. Nach dem zugegeben überspitztem Motto: „Wir haben, was wir brauchen, was kümmern uns die Anderen“ wird es nicht gehen. Es gibt also neben ökologischen Gründen auch unter Berücksichtigung sozialer Aspekte die Verpflichtung, sich dem Bauen in die Höhe in Zukunft aufgeschlossener zu zeigen.

Martin Koch, Stadtrat (FDP) in Puchheim

https://www.merkur.de/lokales/fuerstenfeldbruck/puchheim-ort29319/puchheim-wie-hoch-duerfen-hochhaeuser-sein-90485191.html


3. Mai 2021

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